Zürich - Die Universität Zürich schafft schweizweit den ersten Lehrstuhl für Gendermedizin an. Damit will sie sicherstellen, dass Erkenntnisse der geschlechtsspezifischen Medizin zunächst bei den Studierenden und dann in der Praxis ankommen.

Die Universität Zürich (UZH) wird laut ihrer Mitteilung bis spätestens Anfang 2024 ihren ersten Lehrstuhl für Gendermedizin besetzen. Es wird auch der erste in der Schweiz sein. An einer Informationsveranstaltung der Direktion Universitäre Medizin Zürich (UMZH) und der Zürcher Denkfabrik Female Shift wurden die Gründe erläutert, die zu dieser Entscheidung geführt haben.

In ihrem Impulsreferat wies die Professorin und leitende Kardiologin am Inselspital Bern, Cathrine Gebhard, darauf hin, dass Frauen und Männer auf unterschiedliche Weise erkranken. Der Grossteil der Forschung sei jedoch auch heute noch auf den Mann ausgerichtet. Wie sie und ihr Team in einer schweizweiten Studie aus dem Jahr 2021 belegten, sind Frauen etwa bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterversorgt. Sie werden weniger oft intensiv untersucht und behandelt und seltener auf einer Intensivstation aufgenommen als Männer. Daher ist etwa das Risiko, eine Fehldiagnose bei einem Herzinfarkt zu erhalten, für eine junge Frau siebenmal höher als bei einem Mann im gleichen Alter.

Auch erkranken nach Darstellung Gebhards etwa mehr Männer an COVID-19, doch litten Frauen stärker unter den Langzeitfolgen. Gründe für beides seien noch nicht bekannt. Gregor Zünd, Professor für Chirurgie und CEO des Universitätsspitals Zürich, betonte, dass solcherlei Erkenntnisse und Wissen „in die Ausbildung der jungen Medizinerinnen und Mediziner einfliessen“ müssen.

Am Universitätsspital Zürich soll die Gendermedizin auch klinisch verankert werden. Dort wird ein Women's Health Center etabliert. Auch den Nachwuchs wolle man stärken, so Beatrice Beck Schimmer, UZH-Professorin für Anästhesiologie und UMZH-Direktorin, möglicherweise durch eine Assistenzprofessur für Gendermedizin. mm

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