Der Wirtschaftsraum Zürich profitiert von Spitzenforschern, die Innovation in Unternehmen hineintragen. An der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW zum Beispiel werden mehrere hundert Projekte pro Jahr mit Unternehmen umgesetzt. Ein Erfolgsmodell.

Allein aus eigener Kraft ist es für Unternehmen beschwerlich, an die Spitze der aktuellen Forschung und Entwicklung zu gelangen. Mit einem starken Partner können leicht auch einmal Weltrekorde aufgestellt werden. So hat die Silidur AG aus Andelfingen bei Zürich die leichteste Betonbrücke der Welt produziert - gemeinsam mit Forschenden der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, die auf Faser-Verbund-Kunststoffe spezialisiert sind. Das Projekt rund um Hightech-Betonplatten wurde Ende 2017 mit dem deutschen Industrie-Innovationspreis ausgezeichnet. "So soll Technologietransfer funktionieren", sagt Martin Jaekel, an der ZHAW für Forschung und Entwicklung zuständig.

Wissen und Talente für Unternehmen

2017 wurden an der ZHAW mehrere hundert solcher Projekte mit einem Volumen von 125 Millionen Franken realisiert. Alle acht Departemente von Architektur bis Life Sciences kooperieren intensiv mit Unternehmen und Institutionen, denn man sieht sich der Praxis verpflichtet. Jaekel sagt: "So findet nicht nur Forschung eine Umsetzung, sondern Wissen vermehrt sich im wahrsten Sinne des Wortes. Know-how aus der Praxis fliesst in Lehre und Forschung ein - wissenschaftliche Erkenntnisse bereichern die Unternehmen." Denn bestehende Mitarbeitende gewinnen neue Kompetenzen und so manches Unternehmen hat während eines Projektes seine künftige Fachkraft kennengelernt.

Bei den Kooperationen macht das Technik-Departement, die School of Engineering, allein wegen seiner Grösse einen wichtigen Anteil aus. Doch für Unternehmen ist laut Jaekel die Bandbreite und Interdisziplinarität entscheidend. Eine langfristige Kooperation der ZHAW besteht etwa mit dem Telekomriesen Swisscom: Seit 2010 finanziert Swisscom die vielbeachtete JAMES-Studie zum Medienumgang von Jugendlichen in der Schweiz.

Kooperation für jeden Zweck

Die Grösse der Projekte ist sehr breit gefächert. Sie decken eine Bandbreite von grob tausend und einer Million Franken ab; die Projekte sind also auf die Bedürfnisse der Partner zugeschnitten. Dabei ist die Kooperationsform mit der grössten Geschwindigkeit die Auftragsforschung - egal, an welcher Hochschule. Schnell sind hier Ergebnissen auf dem Tisch. Sogenannte F&E-Kooperationen sind breiter aufgerollt, bieten aber meist eine Teilfinanzierung mit öffentlichen Geldern. Die Patentrechte liegen in der Regel beim Partner aus der Wirtschaft.

Probleme als Herausforderung

Immer häufiger klingelt bei Jaekel das Telefon und am anderen Ende sitzt ein Unternehmensvertreter mit einem kniffligen Problem, das schwierig zu lösen ist. Durch die Zusammenarbeit entsteht am Ende eine Innovation, die etwa Wintersportlern einen Vorsprung verschafft. Rechtzeitig zu den Olympischen Winterspielen 2018 hatten ZHAW-Forschende mit dem Schweizer Traditionsunternehmen Toko ein Skiwachs entwickelt. Dank eines Designermoleküls verspricht es eine Performanceverbesserung von bis zu 1,5 Prozent. Dieses Projekt wurde von der Schweizer Agentur für Innovationsförderung Innosuisse gefördert. Die Voraussetzungen hierfür: Es muss ein grosses Marktpotenzial vorliegen, zudem muss der Wirtschaftspartner mindestens gleich viel Mittel zur Projektfinanzierung wie Innosuisse einbringen.

Gross und langfristig mit vielen Partnern angelegt sind hingegen etwa EU-Forschungsprojekte wie Robo Mate, das von der ZHAW sogar koordiniert wurde. Das Ergebnis war ein Exoskelett, das Facharbeiter in der Industrie 4.0 zu Partnern von Robotern macht und gleichzeitig ihre Gesundheit schützt. Insgesamt waren zwölf Partner aus sieben europäischen Ländern beteiligt. An der ZHAW laufen rund 60 Projekte im Rahmen der EU-Forschungsprogramme FP7 und H2020. Und ja - hier arbeiten teilweise auch Konkurrenten zusammen. "Doch unsere Erfahrung hat gezeigt: Ob es sich um eine exklusive Kooperation oder um ein Kooperationsnetzwerk handelt - am Ende profitieren generell alle Partner", sagt Martin Jaekel.

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