Zürich - Forscher der Universität Zürich haben ein Erkältungsvirus umgebaut, damit es für die Gentherapie bei Krebs eingesetzt werden kann. Das Virus kann sich durch eine neu entwickelte Proteinhülle tarnen und Tumorzellen zielgenau infizieren.

Viren besitzen ein genetisches Material und können menschliche Zellen gezielt infizieren, erklärt die Universität Zürich (UZH) in einer Medienmitteilung. Diese Fähigkeit macht sie für die Behandlung von Erbkrankheiten oder Krebs interessant. Besonders gut eignet sich dafür theoretisch das humane Adenovirus 5, das normalerweise Erkältungen verursacht. Sein Genom kann nämlich vollständig durch ein synthetisches ersetzt werden, das nur noch nützliche Erbfaktoren enthält. Zudem ist das Genom sehr gross und lagert sich nicht in menschliche Chromosomen ein.

Allerdings fehlte dem Adenovirus bisher die Fähigkeit, Krebszellen zu infizieren und die genetischen Baupläne für die Wirkstoffe einzuschleusen, um kranke Zellen zu bekämpfen. Forscher der UZH haben das Virus nun so umgebaut, dass es Tumorzellen erfolgreich erkennen und befallen kann. „Dazu benutzten wir Moleküle, die als Adapter zwischen dem Virus und der Krebszelle funktionieren“, erklärt Markus Schmid, Erstautor der Studie.

Das zweite bisherige Problem mit dem Adenovirus war, dass es sehr schnell vom Immunsystem eliminiert und von der Leber aus der Blutbahn entfernt wurde. Forscher der UZH haben es daher in einer neuartigen Proteinhülle versteckt. Damit wird es vor Angriffen des Immunsystems geschützt und kann seine Aufgabe ungestört erledigen.

„Dank Hülle und Adapter erkennen und befallen die viralen Genfähren in Laborexperimenten und Tierversuchen die Tumorzellen sehr effizient“, hält die UZH in der Mitteilung fest.

Mit den getarnten Viren wollen die Forscher in Zukunft neuartige Therapien für verschiedene Tumorerkrankungen entwickeln. Das Adenovirus dürfte eine Lösung für die Entwicklung von Resistenzen gegen Medikamente sein. „Mit dieser Genfähre eröffnen sich vielversprechende Perspektiven, um aggressive Krebsarten zukünftig wirksamer behandeln zu können, da sich gleichzeitig eine ganze Reihe von Medikamenten direkt im Tumor produzieren lassen“, so Biochemiker Andreas Plückthun. ssp

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